Teil 13: Konzert-Höhepunkte aus dem Kloster Maulbronn 2012-2013
Die schönsten Konzert-Höhepunkte
aus dem Kloster Maulbronn 2012-2013
50 Jahre Klosterkonzerte Maulbronn
Jubiläums-Reihe, Teil 13
Höhepunkte aus:
Dem Konzert
"Vespera de beata Maria Virgine"
(2. Juni 2012)
Dem Klavierabend "Grand Piano Masters ~ Chopin & Szymanowski" (5. Juli 2012):
Chopin: Ballade Nr. 4, Op. 52 & Klaviersonate Nr. 3, Op. 58 · Szymanowski: 9 Präludien für Klavier, Op. 1
Händel: Jephtha, HWV 70
(29. & 30. September 2012)
Dem Chormusik-Album "Liebe & Leid" (6.-9. März 2013):
Cornelius: Liebe, dir ergeb' ich mich · Hill: Ubi Caritas et Amor
Whitacre: Three Songs of Faith: Hope, Faith, Life, Love · Sandström: The Lord's Prayer
Bach: Vom Reiche Gottes
(21. & 22. September 2013)
Konzertmitschnitte & Aufnahmen aus dem UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn
HD-Aufnahmen · DDD · Spielzeit: ca. 119 Minuten
Digitales Album · 26 Tracks · incl. Booklet
S
eit nunmehr 20 Jahren dokumentieren wir die Konzerte im UNESCO Weltkulturerbe Kloster Maulbronn. Die seit 50 Jahren bestehende Konzertreihe bietet in vielfacher Hinsicht die idealen Voraussetzungen für unser Bestreben. Es ist wohl vor allem die Atmosphäre in den von romantischem Kerzenlicht erhellten Gewölben, der Zauber des Klosters in seiner unverfälschten sakralen Ausstrahlung und Ruhe, die in ihrer Wirkung auf Künstler und Publikum die Konzerte in unserer Edition Kloster Maulbronn prägen.
Neben vielen wundervollen Mitschnitten, die wir mittlerweile veröffentlicht haben, sind die Aufführungen der Oratorien von Georg Friedrich Händel eine Kostbarkeit innerhalb der Edition. Die größten Werke eines Komponisten als Aufführung, im gleichen Raum, mit der Handschrift eines Dirigenten und einer weitgehend identischen Besetzung von Chor, Solisten und Orchester produziert zu haben, dieser Rückblick lässt sich, angesichts der damit verbundenen Herausforderungen, für mich derzeit noch nicht in Worte fassen, zumal ein Ende der Reihe nicht absehbar ist. Mögen uns noch viele Aufzeichnungen gelingen.
Worin liegt jedoch die Fazination der Oratorien? "Alte Musik" geht oft mit falschen Klischees einher. Spannung, Kraft, Dramatik und Virtuosität sind nicht eben jene Begrifflichkeiten, die als Synonym für Werke des Genres gelten. Doch sind es gerade diese Faktoren, die uns bewogen haben die Oratorien für die Nachwelt festzuhalten, authentisch - als Konzert.
Georg Friedrich Händel wusste das Publikum in seinen Bann zu ziehen, es erschauern zu lassen - damals wie heute. Selbst Haydn erging es nicht anders. Lassen Sie mich auf eine Anekdote eingehen: Der Niedergang Jerichos im II. Akt des Oratoriums "Joshua" hat Händel zu einem seiner herrlichsten "Donnerchöre" veranlasst. Bei einer großen Aufführung 1791 in der Westminster Abbey war Haydn sehr beeindruckt. Es heisst, die Musik war ihm zwar vertraut, er sei sich jedoch ihrer Wirkkraft nur halb bewusst gewesen, ehe er sie zu hören bekam. Jedenfalls war Haydn überzeugt, dass nur ein Genie wie Händel jemals eine so überragende Komposition verfasst haben und in aller Zukunft verfassen könne...
Damals hatten die Menschen noch Zeit, waren keiner Reizüberflutung durch Medien und Internet ausgesetzt - und dennoch tat sich auch Haydn schwer, die wahre Größe und Kraft eines Oratoriums rechtens einzuschätzen. Diese Kraft, diese Dramatik ist die Idee, das Konzept unserer Retrospektive. Einen Querschnitt schaffen, eine Zwischenbilanz erstellen, um Ihnen damit die Welt der Oratorien Händels und der klassischen Musik näherzubringen.
Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt, Anno 2018
"Die verlegerische Leistung
von Josef-Stefan Kindler und Andreas Otto Grimminger
von der K&K Verlagsanstalt
ist mit ihrer Edition Kloster Maulbronn
kaum hoch genug zu würdigen..."
DIE RHEINPFALZ, Juni 2016
"Die CD-Edition beginnt mit einem Paukenschlag:
Die auch klangtechnisch hervorragend gelungene Einspielung
dokumentiert den hohen Rang der Maulbronner Klosterkonzerte
und liefert in der "Jephtha"-Diskografie
eine interessante und hörenswerte Variante..."
DIE RHEINPFALZ, 1998
Vespera de Beata Maria Virgine · Gregorianische Gesänge & Gesänge der Zisterzienser
Eine Marienvesper des Zisterzienserordens aus dem 13. Jahrhundert mit Werken aus dem Kloster Maulbronn, von Zisterzienserinnen des Klosters Las Huelgas sowie Zisterzienserantiphonare aus dem Kloster Morimondo, gesungen von dem Vokal-Ensemble Vox Nostra.
Grand Piano Masters ~ Chopin & Szymanowski · Ein Klavierabend mit Aleksandra Mikulska
Die Sonate Nr. 3 h-Moll Opus 58 ist eine der prächtigsten und bedeutungsvollsten Kompositionen im chopinschen Œuvre. 1844, fünf Jahre vor seinem Tod in relativ kurzer Zeit komponiert, ist sie eine von insgesamt drei Klaviersonaten Chopins. Während sein erster Beitrag zur Gattung, die Sonate c-Moll Opus 4 noch den Duktus einer Studie besitzt, beschreiben die anderen beiden Sonaten künstlerisch den Höhepunkt der romantischen Klaviersonatenform. Chopin griff, sowohl in der Sonate h-Moll als auch in der 1839 entstandenen Sonate b-Moll Opus 35 die klassische Form auf, um sie mit lyrischem Geist zu erfüllen. Während diese einen tragischen Charakter hat, strebt Opus 58 aus dem Dunkel zum Licht und gleicht fast einer epischen Erzählung. "Die h-Moll-Sonate steigt aus der tragischen Tiefe in die grandiose Höhe. Der Mensch, seine Hoffnung und seine innere Kraft besiegen die Dunkelheit", charakterisiert Mikulska die Komposition. Die h-Moll-Sonate ist viersätzig gehalten, an zweiter Stelle steht ein Scherzo. Wie kein anderes Werk Chopins steht Opus 58 in der Tradition Johann Sebastian Bachs. Die Sonate basiert auf einer kontrapunktischen Struktur. Die Stimmen begegnen sich ständig, laufen nebeneinander her und durchdringen einander und steuern dabei auf ein Finale in wildem ""presto non tanto" zu, das in einem triumphalen, fast rauschhaften Feuerwerk in H-Dur endet.
Es gibt noch mehr solcher Original-Werke unter Karol Szymanowskis Kompositionen. In der Tat hat seine ganze Musik einen einzigartigen Charme, den Liebhaber der zeitgenössischen Musik sehr attraktiv finden dürften. Szymanowskis älteste bekannte Kompositionen, die Präludien Opus 1, sind seine eigene Auswahl von neun seiner ersten Klavier-Miniaturen. Aus Veröffentlichungsgründen im Jahre 1900 ausgewählt, gehen die Präludien in der Mehrzahl auf die Jahre 1899 und 1900 zurück, obwohl zwei, die Nummern 7 und 8, sehr gut früher, im Jahr 1896 geschrieben sein könnten. Das Verlagshaus der Jungen Polnischen Komponisten (Spólka Nakladowa Mlodych Kompozytorów Polskich) veröffentlichte die Kollektion jedoch erst 1905. Erwähnenswert ist, dass eine der Opus 1-Präludien 1903 eine Belobigung beim Konstanty-Lubomirski-Wettbewerb in Warschau erhalten hatte. Die Präludien erinnern deutlich an Frederik Chopins Musik, in der Art und Weise, wie Form und Klaviertextur angelegt sind. Bei acht in Moll komponierten Präludien ist Lyrik der dominierende Charakter, dennoch kann man auch Szymanowskis Interesse an den zeitgenössischen Tendenzen in der Musik erkennen, vor allem am Beispiel von Alexander Skrjabin (die charakteristischen Doppelschläge/Wendungen der Harmonie). Die Opus 1-Präludien sind seit jeher beliebt bei den Pianisten und wurden in das Repertoire von Virtuosen wie Artur Rubinstein und Felicja Blumental aufgenommen. Sie wurden ebenfalls auf andere Instrumente übertragen, und diese Transkriptionen sind so bekannt wie das originale Klavierwerk. Eine solche Transkription vom Präludium Nr. 1 wurde für Violine oder Cello und Klavier von Crazyna Bacewicz im Jahr 1948 geschaffen. Sie führte es unter lautem Beifall mit ihrem Bruder Kiesjstut Bacewicz auf und ihre Interpretation wurde unter dem Label "Polskie Nagrania - Muza 1597" im Jahre 1950 auf einer Langspielplatte veröffentlicht. Die ersten beiden Präludien wurden früher von Stanislaw Mikuszewski anlässlich der Einsegnungszeremonie von Szymanowskis Sarkophag in Krakaus Na Skalce-Kirche im Jahre 1938 für Streichquartett umgeschrieben.
"Jephtha" von Georg Friedrich Händel (1685-1759)
"Jephtha" war das letzte groß dimensionierte Werk, das Händel 1751 in London schrieb. Bereits in der ersten Textzeile lässt sich durch seine Randbemerkungen in seiner handschriftlichen Partitur eine tiefere Schicksalsergebenheit herauslesen: "lt must be so". Dieses persönliche Schicksal, nämlich die rapide Verschlechterung seines Augenlichts, zeigt sich deutlich in den Randbemerkungen mitten im Schlusschor des zweiten Akts: "How dark, O Lord, are thy decrees" ("Wie dunkel sind, o Herr, deine Ratschlüsse!"). Mit einer Notiz in deutscher Sprache vermerkt er hier: Biss hierher gekommen den 13.Februar 1751, Mittwoch, verhindert worden wegen Relaxation des Gesichts meines linken Auges. Diesen zweiten Akt beendete er dann Ende Februar. Erst Mitte Juni nahm er die Arbeit am dritten Akt auf, und am 30. August hatte er sich bis zum Abschluss des ganzen Werkes durchgekämpft. Den Text dieses Werkes brachte ihm Anfang 1751 der Librettist Thomas Morell (1703-1784), Gelehrter, Mitglied des King's College in Cambridge und ein großer Liebhaber der Musik. Dieser hatte sich bei seinen Zeitgenossen einen Ruf als ausgezeichneter Herausgeber griechischer Literatur (Prosa und Dramen) erworben. Seine freundschaftliche und fruchtbare Zusammenarbeit mit Händel dauerte mehr als ein Jahrzehnt (1746 - 1757). Grundlage von Morells Text ist die biblische Geschichte im 11. Kapitel des "Buches der Richter". Für ein Oratorium war dieser Stoff etwa hundert Jahre früher von Giacomo Carissimi (1605 -1674) verwendet worden, und in London hatte ihn Maurice Greene 1737 für eines der wenigen Werke benutzt, die in Konkurrenz zu Händels Oratorien geschrieben wurden. Händel kannte Carissimis Komposition, deren Schlusschor er in seinem eigenen Oratorium "Samson" verwendete. Morell, der Librettist, kannte zumindest das Textbuch von Greenes Oratorium, aus dem er einige Zeilen fast wörtlich entnahm. Abgesehen davon aber ging er durchaus eigene Wege, indem er neue Personen erfand, eine Liebesgeschichte hinzudichtete, und als wesentliche Änderung eliminierte er das Menschenopfer, das dem aufgeklärten Theologen Morell so barbarisch erschien wie seinem Publikum.
Diese Konzertaufnahme von "Jephtha" ist Teil eines Zyklus von Oratorien und Messen, die Jürgen Budday im Rahmen der Klosterkonzerte Maulbronn über mehrere Jahre hinweg aufführt. Die Reihe verbindet Musik in historischer Aufführungspraxis mit dem akustisch und atmosphärisch optimal geeigneten Raum der einzigartigen Klosterkirche des Weltkulturerbes Kloster Maulbronn. Dieser Idealort verlangt geradezu nach der Durchsichtigkeit des Musizierens und der interpretatorischen Freilegung der rhetorischen Gestik der Komposition, wie sie durch die historische Aufführungspraxis in besonderer Weise gewährleistet ist. So wird ausschließlich mit rekonstruierten historischen Instrumenten musiziert, die in den zu Lebzeiten der Komponisten üblichen Tonhöhen gestimmt sind (in dieser Aufführung a' = 415 Hz).
Das Chormusik-Album "Liebe & Leid" mit dem Maulbronner Kammerchor
Eine A-Cappella-Aufnahme mit Werken für 4- bis 12-stimmigen gemischten Chor von Robert L. de Pearsall (1795-1856), Robert Schumann (1810-1856), Peter Cornelius (1824-1874), Sven David Sandström (*1942), John Tavener (*1944), John Rutter (*1945), Branko Stark (*1954), David Hill (*1957), Wolfram Buchenberg (*1962), Jaakko Mäntyjärvi (*1963) und Eric Whitacre (*1970). Der Maulbronner Kammerchor wurde 1983 von seinem Leiter Jürgen Budday anlässlich einer Einladung für eine USA-Tournee gegründet. So kam es zu der bemerkenswerten Situation, dass das erste Konzert des Chores überhaupt in der Trinity Church, Wall Street, New York stattfand. Das vornehmliche Interesse des Maulbronner Kammerchores ist der Interpretation von a cappella-Literatur gewidmet, wobei der Schwerpunkt auf der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts liegt. Parallel dazu führt der Chor im Rahmen der Maulbronner Klosterkonzerte seit 1997 jährlich ein Oratorium von Georg Friedrich Händel in historischer Aufführungspraxis auf. Alle Produktionen wurden auf CD aufgenommen. Damit nimmt der Maulbronner Kammerchor discographisch in Bezug auf Händel-Oratorien eine führende Stellung ein. Im bundesdeutschen Raum erhielt der Chor u.a. Einladungen zu der Kammermusikreihe der Dresdner Philharmonie, zu den Kreuzgangkonzerten im Kloster Walkenried, zu den 1. Internationalen Festtagen Geistlicher Musik in Rottenburg, zum Europäischen Musikfest Passau, zum Europäischen Musikfest Stuttgart, zum Festival Europäische Kirchenmusik in Schwäb. Gmünd, zum Internationalen Chorleiterforum Limburg oder zum Kultursommer Rheinland-Pfalz 2010. Zahlreiche Reisen führten das Ensemble in mehrere europäische Länder, in die USA und viermal nach Südamerika (Argentinien, Uruguay, Brasilien). Eine besondere Ehre erfuhr der Chor durch die Einladung zur Zimriya in Israel als offizieller Vertreter der Bundesrepublik Deutschland (1992). 2001 und 2007 folgte der Chor Einladungen zu Namibia-Südafrika-Tourneen. 2008 eröffnete der Chor das "Gaude-Mater"-Festival in Tschenstochau/Polen mit Bachs h-Moll-Messe. Der Maulbronner Kammerchor wurde 1998 Sieger beim 5. Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg in der Kategorie "Erwachsenenchöre". Im November 1998 gewann der Chor den Wettbewerb in Prag im Rahmen der 12. Internationalen Chortage und wurde als bester Chor des Festivals ("Laureat des Prager Festivals") ausgezeichnet. 2009 errang das Ensemble beim Internationalen Kammerchorwettbewerb in Marktoberdorf den 2. Preis ("international herausragend"). Beim Internationalen Chorwettbewerb auf Malta wurde der Chor als zweifacher Kategoriesieger und bester Chor des Wettbewerbs ausgezeichnet. Dem Chor wurden in den vergangenen Jahren mehrere Uraufführungen anvertraut. Vom Maulbronner Kammerchor liegen mehrere Rundfunkproduktionen (SDR, MDR, BR, Polnischer Rundfunk) sowie 19 CD-Publikationen vor, darunter die Händel-Oratorien "Jephtha", "Joshua", "Israel in Egypt", "Samson", "Saul", "Judas Maccabäus", "Salomon", "Belshazzar" und "Messiah" sowie die Mozart-Fassung des "Messias". Seit Juni 2016 ist Benjamin Hartmann künstlerischer Leiter des Chore.
Im Bachjahr 1950 habe ich in Stuttgart und Reutlingen zum ersten Mal die Kantate "Vom Reiche Gottes" aufgeführt, eine abendfüllende Kantaten-Zusammenstellung, die aus dem Wunsche heraus entstanden war, einzelne bedeutende Teile des Bachschen Kantatenwerks, die aus mancherlei Gründen so gut wie nie aufgeführt worden und deshalb unbekannt geblieben waren, vor dem völligen Vergessen zu bewahren und sie der Praxis wieder zu erschließen. Zunächst stieß ich mehr oder weniger zufällig immer wieder einmal auf solche Stücke; allmählich fing ich an, die Suche systematisch fortzusetzen. Im Laufe der Jahre waren dann schließlich etwa 50 einzelne Arien, Chöre und Choräle aus 25 verschiedenen Kantaten zusammengekommen. Ich habe auch immer wieder versucht, bei Kantaten-Aufführungen einzelne solcher Sätze neben ganze Kantaten zu stellen. Doch wollten sie sich mit den größeren Kantaten nie recht zu einem einheitlichen Ganzen verbinden. So tauchte bald der Gedanke auf, diese Einzelteile zu einem einzigen größeren Werk zusammenzufassen. Dabei war es für mich selbstverständlich, dass für die neue Zusammenfassung die einzelnen Stücke Note für Note völlig originalgetreu ohne die geringste Änderung - auch mit den originalen Texten, also ohne Textumdichtung - verwendet werden mussten. Eine Ausnahme von diesem Grundsatz war nur bei Rezitativ Nr. 15 "Wie nun? Der Allerhöchste spricht" notwendig, wo der erste Takt aus Anschlussgründen geändert wurde. Zuerst musste nun untersucht werden, ob sich ein textlicher Zusammenhang mit klarer gedanklicher Entwicklung überhaupt finden ließe, denn ich durfte ja nicht eine Anzahl Musikstücke zusammenhanglos aneinanderreihen. Herr Professor Köberle, Tübingen, und Herr Pfarrer Rudolf Daur, Stuttgart, haben mir immer wieder bei diesen Textfragen geholfen, wofür ich ihnen auch an dieser Stelle noch einmal danken möchte. Oft lag die Versuchung nahe, aus bekannten und oft aufgeführten Kantaten einzelne Stücke zu verwenden. Doch habe ich darauf bewusst verzichtet, da es mir darum ging, unter allen Umständen das Bachsche Gesamtwerk im Prinzip unangetastet zu lassen. So wäre es mir äußerst schmerzlich, wenn das hier vorgelegte Werk der willkürlichen Auslese einzelner bedeutender Nummern aus Kantaten, die sonst als Ganzes aufgeführt werden, Vorschub leisten würde... Nach der ersten Aufführung in Stuttgart im Rahmen des Württembergischen Bachfestes am Freitag, dem 21. Juli 1950, in der Markuskirche, schrieb z.B. die "Allgemeine Zeitung": "Es ist keine wahllose Aneinanderreihung von Bruchstücken, sondern eine Einheit von überzeugender Geschlossenheit. Denn die 23 Chöre, Choräle, Rezitative, Ariosi und Arien sind in langjähriger Arbeit so behutsam (und ohne Partituren anzutasten) zusammengestellt, dass eine innere Linie spürbar wird: die Beziehung von Mensch zu Gott, von der besinnlichen Einkehr des ersten Teiles bis zu den Jubelchören, die den Ruhm des Schöpfers aller Dinge preisen." Auch Albert Schweitzer äußerte sich über die Kantate "Vom Reiche Gottes" äußerst positiv. So schrieb er mir nach dem Studium des ihm zugesandten Klavierauszugs persönlich: "Lieber Herr Grischkat! Vor mir liegt ihr Brief mit dem Klavierauszug der Kantate "Vom Reiche Gottes" mit der lieben Widmung. Meine arme verletzte Hand erlaubt mir nicht zu schreiben, wie ich möchte. Aber einen Gruß und Dank sollen Sie doch von mir selber haben. Und die Groß-Kantate ist schön zusammengestellt. Ein wundervolles Werk. Und dass Sie im Klavierauszug die Bezifferung mitgaben, ist schön. Herzlich, Ihr Albert Schweitzer."… Auf eine Erweiterungsmöglichkeit sei hier noch hingewiesen. Nach dem Einleitungschor "Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen" kann die gedanklich gut passende und in ihrer Textfassung würdige, schöne Alt-Arie "Unerforschlich ist die Weise, wie der Herr die seinen führt" aus Kantate 188: "Ich habe meine Zuversicht" eingefügt werden... (Hans Grischkat)
Diese Konzertaufnahme von "Vom Reiche Gottes" ist ebenfalls Teil des Zyklus von Oratorien, Messen und anderen großen Werken, die Jürgen Budday im Rahmen der Klosterkonzerte Maulbronn über mehrere Jahre hinweg aufführt. Die Reihe verbindet Musik in historischer Aufführungspraxis mit dem akustisch und atmosphärisch optimal geeigneten Raum der einzigartigen Klosterkirche des Weltkulturerbes. Dieser Idealort verlangt geradezu nach der Durchsichtigkeit des Musizierens und der interpretatorischen Freilegung der rhetorischen Gestik der Komposition, wie sie durch die historische Aufführungspraxis in besonderer Weise gewährleistet ist. So wird ausschließlich mit rekonstruierten historischen Instrumenten musiziert, die in den zu Lebzeiten der Komponisten üblichen Tonhöhen gestimmt sind (in dieser Aufführung a' = 415 Hz).
A
uthentic Classical Concerts zu veröffentlichen, heisst für uns, herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, indem wir die Konzerte direkt in Stereo-Digital-HD aufzeichnen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlichtweg - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. Blühende Kultur, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in unseren Editionen und Reihen dokumentieren.
Die Konzerte im UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, bieten in vielfacher Hinsicht die idealen Voraussetzungen für unser Bestreben. Es ist wohl vor allem die Atmosphäre in den von romantischem Kerzenlicht erhellten Gewölben, der Zauber des Klosters in seiner unverfälschten sakralen Ausstrahlung und Ruhe, die in ihrer Wirkung auf Künstler und Publikum diese Konzerte prägen. Renommierte Solisten und Ensembles der großen internationalen Bühnen sind gerne und vor allem immer wieder hier zu Gast - genießen es in der akustisch und architektonisch vollendeten Schönheit des Weltkulturerbes in exquisiten Aufführungen weltliche und sakrale Werke darzubieten, die wir in unserer Edition Kloster Maulbronn dokumentieren.
Der große Konzertflügel ist unbestritten der König unter den Instrumenten. Wir könnten jetzt auf seine unvergleichliche Dynamik, den zartesten Klang im leisen Moll bis hin zum mächtigen Anschlag im Fortissimo eingehen oder von seiner beeindruckenden Größe und Eleganz schwärmen. Doch wirklich faszinierend ist die Individualität, denn jedes Instrument ist ein Unikat - von Meisterhand geschaffen. Es hat ein Eigenleben, auf das sich der Virtuose einlässt und so das Werk des Komponisten zum Leben erweckt. In unserer Reihe Grand Piano Masters gehen wir auf den Charakter, auf die Seele des großen Konzertflügels ein und erleben während der Aufführung den Dialog zwischen Instrument, Virtuose und Raum.
Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt
Das Konzert
Vespera de beata Maria Virgine
Eine Marienvesper des Zisterzienserordens aus dem 13. Jahrhundert
mit Werken aus dem Kloster Maulbronn,
von Zisterzienserinnen des Klosters Las Huelgas
sowie Zisterzienserantiphonare aus dem Kloster Morimondo,
gesungen von dem Vokal-Ensemble Vox Nostra:
Winnie Brückner (Sopran) · Philipp Cieslewicz (Countertenor)
Christoph Burmester (Tenor) · Werner Blau (Bass)
Burkard Wehner (Tenor & Künstlerische Leitung)
am 2. Juni 2012
1. Unguentum effusum (Hl 1,2) & Psalm 112: Laudate pueri [4:04]
Aus dem Kloster Maulbronn, um 1249
2. Pulchra es, et decora (Hl. 6,3) & Psalm 113: In exitu Israel [8:48]
Zisterzienserantiphonar aus dem Kloster Morimondo, um 1175
3. O Maria, maris stella - O Maria, virgo davitica - In veritate [3:56]
Motette aus dem Zisterzienserinnenkloster Las Huelgas, um 1320
4. Benedicamus Domino cum cantico - Deo gratias [2:14]
Aus dem Zisterzienserinnenkloster Las Huelgas, um 1320
Grand Piano Masters
Chopin & Szymanowski
Ein Klavierabend mit Aleksandra Mikulska
am 5. Juli 2012
Frédéric Chopin (1810-1849):
5. Ballade Nr. 4 in F-Moll, Op. 52 [11:28]
Karol Szymanowski (1882-1937):
6. Neun Präludien, Op. 1: Nr. 2 in D-Moll: Andante con moto [2:45]
7. Neun Präludien, Op. 1: Nr. 8 in Es-Moll: Andante ma non troppo [2:27]
Frédéric Chopin (1810-1849):
Klaviersonate Nr. 3 in H-Moll, Op. 58
8. III. Largo [8:59]
George Frideric Handel (1685-1759):
Jephtha, HWV 70
Gesamtaufnahme des englischen Oratoriums
in historischer Aufführungspraxis,
aufgeführt vom Maulbronner Kammerchor
und dem Barockorchester 'Ensemble il capriccio'
unter der Leitung von Jürgen Budday
am 29. & 30. September 2012
Libretto: Thomas Morell (1703-1784)
9. Akt I, Szene 1:
Pour forth no more unheeded prayr's [3:31]
Arie des Zebul · Solist: Simon Bailey (Bass)
10. Akt I, Szene 1:
No more to Ammon's god and king [3:04]
Chor der Israeliten
11. Akt I, Szene 2:
Twill be a painful Separation - In gentle murmurs will I mourn [5:57]
Rezitativ & Arie der Storgè · Solistin: Annelie Sophie Müller (Mezzo-Sopran)
12. Akt I, Szene 3:
I go. My soul, inspir'd by thy command - These labours past, how happy we! [7:44]
Rezitativ des Hamor und Duet der Iphis & des Hamor
Solisten: David Allsopp (Countertenor) & Kirsten Blaise (Sopran)
13. Akt I, Szene 7:
When his loud voice in thunder spoke [4:50]
Chor der Israeliten
14. Akt III, Szene 2:
All that is in Hamor mine - Joy's triumphant crown thy days - Ye house of Gilead... Amen [7:34]
Duett der Iphis & des Hamor, Solisten-Quintet und Chor der Israeliten
Solisten: Kirsten Blaise (Sopran/Iphis), Annelie Sophie Müller (Mezzo-Sopran/Storgè), David Allsopp (Countertenor/Hamor), Benjamin Hulett (Tenor/Jephtha) & Simon Bailey (Bass/Zebul)
Das Chormusik-Album
Liebe & Leid
Eine A-Cappella-Aufnahme
mit Werken für 4- bis 12-stimmigen gemischten Chor
mit dem Maulbronner Kammerchor
unter der Leitung von Jürgen Budday
vom 6. - 9. März 2013
Peter Cornelius (1824-1874):
15. Liebe, ein Zyklus von 3 Chorliedern, Op. 18:
Nr. 1: Liebe, dir ergeb' ich mich [4:42]
Für zwei vierstimmige Chöre (Männerchor / Frauenchor)
Aus dem Motetten-Zyklus nach Texten von Angelus Silesius (1624-1677)
David Hill (*1957):
16. Ubi Caritas et Amor [5:44]
Motette für drei Solostimmen und vier- bis achtstimmigen Chor
Solisten: Teresa Frick (Sopran), Johannes Heieck (Tenor) & Matthias Heieck (Bariton)
Eric Whitacre (*1970):
17. Three Songs of Faith:
Nr. 2: Hope, Faith, Life, Love [3:58]
Motette für acht- bis elfstimmigen gemischten Chor
Sven David Sandström (*1942):
18. The Lord's Prayer [4:14]
Motette für zwölfstimmigen gemischten Chor
Johann Sebastian Bach (1685-1750):
Vom Reiche Gottes
Die Ersteinspielung der Groß-Kantate
mit Arien, Chören & Chorälen aus 18 Bach-Kantaten
in historischer Aufführungspraxis,
zusammengestellt von Hans Grischkat,
aufgeführt vom Maulbronner Kammerchor
und dem Barockorchester 'Ensemble il capriccio'
unter der Leitung von Jürgen Budday
am 21. & 22. September 2013
19. Wir müssen durch viel Trübsal, BWV 146:
Nr. 1: Sinfonia [7:49]
Für Orchester
20. In allen meinen Taten, BWV 97:
Nr. 9: So sei nun, Seele, deine [0:45]
Choral für Chor & Orchester
21. Erschallet, ihr Lieder, BWV 172:
Nr. 6: Von Gott kommt mir ein Freudenschein [1:13]
Choral für Chor & Orchester
22. Schmücke dich, o liebe Seele, BWV 180, Nr. 1 [6:41]
Choral für Chor & Orchester
23. Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, BWV 59:
Nr. 3: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott [1:32]
Choral für Chor & Orchester
24. Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, BWV 117:
Nr. 7: Ich will dich all mein Leben lang [3:34]
Arie für Altus & Orchester · Solist: Franz Vitzthum (Countertenor)
25. Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, BWV 117:
Nr. 9: So kommet vor sein Angesicht [0:56]
Choral für Chor & Orchester
26. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, BWV 137:
Nr. 5: Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen! [0:52]
Choral für Chor & Orchester
Tonmeister: Andreas Otto Grimminger
Produktion & Mastering: Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler
Photography: Josef-Stefan Kindler
Artwork & Coverdesign: Josef-Stefan Kindler
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