Boccherini: Sextett Nr. 3 in A-Dur
Track
Sextett Nr. 3 in A-Dur
G. 463 · "Sextuor No. 3"
Für Flöte, 2 Violinen, Viola & 2 Violoncelli,
gespielt vom Quantz Collegium
Ein Konzertmitschnitt aus dem Schloss Favorite Rastatt
HD-Aufnahme · DDD · Spielzeit: 13:04
Digitales Album [hier: MP3, 320kB/sec.]
3 Tracks incl. Booklet [PDF]
MP3 Album
320 kBit/sec.
B
urgen und Schlösser regen seit jeher unsere Fantasie an. Sie waren und sind Orte blühender Musikkultur, denn sie wecken in uns tiefe Sehnsüchte und Gefühle. Mit ihren Geschichten und Legenden stehen sie für Romantik schlechthin. Bei ihrem Anblick spüren wir, dass Romantik weit mehr umfasst als die so benannte Epoche.
Die in unserer Reihe "Castle Concerts" vorgestellten Werke aus verschiedenen Jahrhunderten und aus den unterschiedlichsten musikalischen Genres sind hierfür lebendige Zeugen durch die unverwechselbare Art ihrer Interpretation.
Volker Northoff
D
as Schloss Favorite bei Rastatt ist das älteste und einzige nahezu unverändert erhalten gebliebene "Porzellanschloss" Deutschlands. Seine Ausstattung und seine reichhaltigen Sammlungen machen es zu einem Gesamtkunstwerk von europäischer Bedeutung. Vor über 300 Jahren erbaut unter Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden (1675-1733) nach Plänen des Hofbaumeisters Michael Ludwig Rohrer, beherbergen die prächtig ausgestatteten Räume wie einst zu Zeiten der Markgräfin deren kostbare Porzellan-, Fayence- und Glassammlung. Das Schloss mit seinem idyllischen Landschaftsgarten war ein Ort der Feste und der Jagd. Markgräfin Sibylla Augusta und ihr Sohn Ludwig Georg fanden hier Erholung abseits des strengeren höfischen Zeremoniells in der Rastatter Residenz. Die Ausstattung birgt eine verschwenderische Fülle spätbarocker Dekorationen und viele ungewöhnliche Details.
Zentrum des "Lustschlosses" ist, wie in fast jedem barocken Schloss, die "Sala Terrena", der Gartensaal, der für Feierlichkeiten diente und in dem auch dieses Konzert stattfand. In Schloss Favorite Rastatt fand man dafür eine ungewöhnliche Form. Der achteckige Saal im Erdgeschoss mit seinen vier Wasserbecken und Brunnenfiguren, die die vier Jahreszeiten darstellen, öffnet sich nach oben bis zur Kuppel. Seine Wände sind mit blau-weißen Fayence-Fliesen belegt, die sich im ganzen Gebäude wiederfinden.
Copyright dieses Textes: www.schloss-favorite-rastatt.de. Alle Rechte vorbehalten.
L
uigi Rudolfo Boccherini (1743-1805) entstammte einer Künstlerfamilie. Der Vater Leopoldo (1712-1766) war als Kontrabassist, Sänger und gelegentlich auch als Violoncellist in der "Capella Palatina" in Lucca tätig. Der Bruder Giovanni und die Schwester Maria Ester waren u.a. am Burgtheater in Wien als Tänzer/in engagiert. Maria Ester wirkte später auch noch als Primaballerina in Bologna, Venedig und Florenz. Es gab noch zwei weitere Schwestern in der Familie: Anna Matilde war ebenfalls Tänzerin und Riccarda Sängerin. Luigi erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei Domenico Francesco Vanucci. Sein Debut als Cellosolist fand als 13-jähriger am 04. August 1756 in Lucca statt. Nach etlichen Konzerten in Lucca, Venedig und Triest trat er 1758 erstmals erfolgreich in Wien als Solist auf. Dort und in Italien sind bis Mitte der 1760-er Jahre Auftritte als Cellist überliefert, auch teilweise mit eigenen Kompositionen ("d'un maniera del tutto nuova"). G. M. Cambini (1746-1825) berichtet um 1800 über eine sechs Monate bestehende feste Streichquartett-Formation, der außer Boccherini und Cambini (Viola) die Geiger Pietro Nardini und Filippo Manfredini angehörten. Die Musiker widmeten sich dem Studium der frühen Streichquartette von J. Haydn und Boccherini. Beide, Haydn und Boccherini, werden als "Erfinder des Streichquartettes" angesehen, dessen Entwicklung der vier eigenständigen Stimmen von musikhistorisch größter Bedeutung ist. 1767 reiste Boccherini mit seinem Freund Manfredini nach London und Paris, wo er kein Unbekannter mehr war. Etliche seiner Werke waren gedruckt und verbreiteten sich in Europa. Weiter ging es nach Madrid, wo beide Musiker zunächst bis 1770 blieben und in einer italienischen Operntruppe, die auch in Aranjuez spielte, mitwirkten. Stützpunkt des Ensembles war der Wohnsitz von Luis Antonio Jaime, (genannt Don Luis), Infant von Spanien, in Schloß Boadillo del Monte bei Madrid. Boccherini stand fortan sowohl unter der Protektion des Infanten als auch unter der des Kronprinzen von Spanien.
Um 1770 heiratete Boccherini Clementina Pellicia, eine Sängerin der Operntruppe. Sie bekamen insgesamt sechs Kinder, von denen aber nur zwei Söhne überlebten. Ab 1770 war Boccherini auch als "compositore e virtuoso di camera" in Aranjuez mit einer guten Dotierung angestellt. Diese Sicherheit führte auch zu vermehrter Kompositionstätigkeit. Die Sextette (in Boccherinis Werkverzeichnis als Opus 16 eingetragen) sind dem Infanten gewidmet, wie fast alle Werke in Paris erschienen (irritierenderweise als Opus 15) und zeigen uns einen "typischen" Boccherini (dazu gehört die Besetzung mit zwei Violoncelli). Etwa 350 seiner 400 Werke sind kammermusikalische Instrumentalwerke. "Der hohe Spezialisierungsgrad, verbunden mit kompositorischer Meisterschaft und innovativer Kraft, die Idiomatik seines Stils durch die verschiedensten Kammermusikgattungen und der hohe internationale Verbreitungsgrad seiner Musik machen Boccherini zum Hauptrepräsentanten der italienischen und französischen Kammermusik im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts."
Boccherini hatte ab 1783 Kontakt zu Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der begeisterter Cellist war. 1786 zum preußischen König ernannt, zeigte der Regent großes Interesse an Boccherinis Schaffen und erteilte ihm etliche Kompositionsaufträge. In Spanien fürchtete Don Luis die Abwerbung Boccherinis seitens des preußischen Hofes und erhöhte das Salär für jede neu entstandene Komposition zusätzlich zum Jahresgehalt. 1785 starben sowohl Boccherinis Frau als auch der Infant. Boccherini erhielt daraufhin von Karl III. eine Pension. Auch schrieb er weiterhin für den preußischen König, der ihm jährlich 1000 Taler zusicherte. Ob Brunetti und Boccherini sich gekannt haben ist unbekannt. Bestimmt aber haben sie sich in ihrer künstlerischen Tätigkeit wahrgenommen. Boccherini heiratete 1787 nochmals und verstarb 1805 in Madrid an Tuberkulose. 1927 wurden seine sterblichen Überreste nach Lucca, seiner Geburtsstadt, überführt. Der Geiger Jean-Baptiste Cartier (1765-1841) äußerte über Boccherini: "Wollte Gott zu den Menschen in Musik sprechen, so täte er es mit den Werken Haydns, doch wenn er selbst Musik zu hören wünschte, würde er Boccherini wählen."
Quelle: www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/alte-musik/stichwort-luigi-boccherini-100.htm.
Alle Zitate "Boccherini": CHRISTIAN SPECK, Art. Boccherini, Luigi, BIOGRAPHIE in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., veröffentlicht 2015-10-15, www.mgg-online.com/mgg/stable/50238
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ie erste Gründung des Quantz-Collegium geht auf das Jahr 1936 zurück, als der damals 22-jährige Flötist Ernst Friedrich Wilhelm Bodensohn (1914-2003) ein Kammermusikensemble gründete und ihm den Namen des "Vaters" der deutschen Querflötengeschichte, Johann Joachim Quantz gab. Der 2. Weltkrieg zerstörte alle weiteren Pläne. Nach dem Krieg wurde Bodensohn der erste Soloflötist des neu gegründeten SWR Sinfonieorchesters in Baden-Baden und lebte dort mit seiner Familie. Neben seiner Orchestertätigkeit unter den Dirigenten Hans Rosbaud (1895-1962) und Ernest Bour (1913-2001) gründetet er in den 1950er Jahren mit Kollegen ein weiteres Mal das Quantz-Collegium. Von Baden-Baden aus entdeckte er das wunderbare Schloß Favorite bei Rastatt und mit großem Engagement gelang es ihm im Jahr 1957 zum ersten Mal die "Festlichen Serenaden in Schloß Favorite" durchzuführen. In der nun seit über 60 Jahren bestehenden Konzertreihe hat sich ein Anliegen besonders hervorgetan. Den großen unvergesslichen Meistern der Musikgeschichte sollten auch die weniger bekannten Komponisten der Barockzeit und der Klassik gegenüber gestellt und dem Publikum zugänglich gemacht werden.
Zudem ist das historische Ensemble am Hofe Friedrich II. um den Namensgeber Johann Joachim Quantz Vorbild und Verpflichtung für einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt: Die Aufführung und Darbietung der Flötenmusik der Barockzeit und der Klassik. Mit diesen beiden programmatischen Gewichtungen ist es nun gelungen, eine außerordentliche Vielfalt und Langlebigkeit mit dieser Konzertreihe zu erreichen. Mitzuhelfen, die Musik der Vergangenheit in ihrer großen Mannigfaltigkeit zu bewahren und in lebendigen Aufführungen darzubieten, ist ein inneres Bedürfnis des Ensembles. Die Konzerte in der prachtvollen Sala terrena von Schloss Favorite in Zusammenwirkung mit den "historischen" Kostümen der Musiker brachten dieser Konzertreihe ihren besonderen Ruf ein, den sie bis heute genießt, und verhalfen ihrem Bestehen nun selbst zu fast historischen Dimensionen.
Seit 1982 ist Jochen Baier Flötist des Ensembles und seit 1991 hat das Ensemble unter seiner Leitung durch die Vielfalt der mitwirkenden Musiker/innen und durch nochmals intensivierte Recherchearbeit in Bibliotheken und Archiven eine Fülle von Programmen entwickelt. Über 2000 verschiedene Werke wurden in dieser Zeit aufgeführt. In bisher 540 Konzerten (bis 2017) wurden an die 300 verschiedene Komponisten musikalisch vorgestellt und deren Lebensläufe im Zusammenhang der jeweiligen Zeitumstände in kleinen Texterläuterungen dargestellt. Die Darbietungen wurden bisher von mehr als 150 verschiedenen Musikern/innen aufgeführt, die teilweise nur bei einem Konzert mitwirkten oder aber als Ensemblemitglieder die Konzertreihe durch Jahre- oder Jahrzehntelange Aktivität prägten. Mehr Infos unter www.festliche-serenaden.de.
Jochen Baier ~ Flöte & Künstlerische Leitung
Boriana Baleff & Gundula Jaene ~ Violine
Agata Zieba ~ Viola
Gabriela Bradley & Jörg Rieger ~ Violoncello
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uthentic Classical Concerts zu veröffentlichen, heisst für uns, herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, indem wir die Konzerte direkt in Stereo-Digital-HD aufzeichnen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlichtweg - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. Blühende Kultur, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in unseren Editionen und Reihen dokumentieren.
Erhaltenswertes und hörenswert Neues, musikalische Kostbarkeiten aus Tradition und Avantgarde - beides undenkbar ohne den Nährboden Europa - dokumentieren wir an historischer Stelle in unseren Produktionen aus der Reihe Castle Concerts in Zusammenarbeit mit Volker Northoff.
Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt
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